Aus Geschichten Zukunft machen
„Ziele setzen heißt Glauben. Doch das ist kein echter Glaube, der […] das Bestehende verneint, um die Weltordnung in eine Maßregel zu verwandeln. Echter Glaube stammt aus der Schöpferkraft des Herzens, aus der Phantasie der Liebe; er schafft Gesinnung, und ihr folgt willenlos das Geschehen. Niemals wird Gesinnung durch Einrichtungen erlistet; und weil der Sozialismus um Einrichtungen kämpft, bleibt er Politik; er mag Kritik üben, Mißstände beseitigen, Rechte gewinnen: niemals wird er das Erdenleben umgestalten, denn diese Kraft gebührt allein der Weltanschauung, dem Glauben […].“ Walther Rathenau
Christus im FrackWalther Rathenau, zu Beginn des 20. Jahrhunderts einer der reichsten Männer in Deutschland, hat versucht, im Gesamtinteresse des Volkes zu handeln. Sein Credo war: „Wir müssen Wege finden, uns mit der Welt wieder zusammenzubringen.“ Seine Idee: ein „dritter Weg zwischen Sozialismus und Kapitalismus“. Rathenau stand für Freiheit, Unabhängigkeit und Bildung, die für ihn unabdingbare Voraussetzungen für ein menschenwürdiges Leben darstellten. Er, ein Jude, wollte zugleich Volkserzieher und Zukunftslehrer der Deutschen sein. Die Schüsse der Mörder Rathenaus galten nicht nur diesem Mann, sondern seiner Denkweise. Rathenaus Tod am 24. Juni 1922 löste Massenkundgebungen in ganz Deutschland aus. Die große Anteilnahme der Bevölkerung erschien wie ein Versprechen: Nie wieder Antisemitismus! Schluss mit dem fanatischen Hass! Ende der Gewalt als Mittel der politischen Auseinandersetzung!
Wir wollen herausfinden, was wir aus der Vergangenheit für eine positive Zukunftsentwicklung lernen können. Zunächst haben wir uns einen ersten Überblick über die „Spielpläne der Vergangenheit“ verschafft. An historischen Schauplätzen haben wir viele Fragen gestellt: Wie können wir über zukünftige Entwicklungen ins Gespräch kommen? Wie kann man erfolgreiches „Altes“ mit zukunftsweisendem „Neuen“ zusammen neu denken? Interessiert haben uns Geschichten, die an unsere heutige Lebenswelt anknüpfen. Dann haben wir versucht, Ordnung in das historische „Warenhaus“ zu bringen, und luden Menschen ein, die, so wie wir, etwas für die Zukunft unserer Region bewegen möchten. Wir haben uns mehrfach getroffen. Es kamen Nachbarn, Bekannte und Freunde, aber auch Menschen, die in der Zeitung über unsere Suche nach einer gemeinsamen Zukunft gelesen hatten. Wir stellten einander unsere Ideen vor, hörten Ergänzungs- und Umsetzungsvorschläge und entwickelten Projekte wie „Lernen am Lutherweg“, „Regionalprodukte kaufen“ oder „Zeittauschbörse“. Das Thema „Kunst und Bildung im ländlichen Raum – Wie sind sie nachhaltig möglich, und welchen Beitrag können sie für eine nachhaltige Entwicklung leisten?“ sprach uns alle an, denn wir spürten die Wirkung guter Geschichten aus der Geschichte. Unsere Treffen nutzten wir auch, um uns näher kennenzulernen, verbanden sie manchmal mit gemeinsamem Kochen am Vorabend oder dem Aufbau eines kleinen Marktplatzes der Ideen, denn das gemeinsame Tun verbindet uns. Jedes Mal haben wir unterschiedliche Methoden der Gesprächsführung ausprobiert, diese damit auch jenen Teilnehmern vermittelt, die selbst selten oder noch nie Veranstaltungen durchgeführt haben. Wir wollten so einerseits Werkzeuge bekannt machen, die jede Bürgerin, jeder Bürger auch im eigenen Dorf oder bei thematischen Treffen mit anderen anwenden kann, um zu gemeinsamen Einsichten oder Lösungsvorschlägen zu kommen. Andererseits entsteht auf diese Weise eine Art Curriculum gemeinsamer Diskurse und Aushandlungen, das mit Exkursionsmöglichkeiten angereichert wird.
Historische SpurensucheInhaltlich fanden wir bei unserer historischen Spurensuche im Leben Walther Rathenaus weitere Parallelen zu den Herausforderungen, vor denen wir heute wieder stehen. Ohne den Begriff Globalisierung schon zu kennen, erkannte Rathenau die internationalen Zusammenhänge und entwickelte die Idee einer „Gemeinwirtschaft“ als Modell einer weltweiten Organisation zum Wohle der Menschen. Dabei forderte er die Beschränkung des Erbrechts, radikale Besteuerung des Luxus, Ausgleich von Besitz und Einkommen, Hebung der Volksbildung, Mitbestimmung durch die Arbeiter, Beseitigung von Monopolen, Spekulationen und Müßiggang. Damit erteilte der Unternehmer und Großindustrielle eine klare Absage an ein dumpfes wirtschaftsliberales Denken, das das Spiel der wirtschaftlichen Kräfte zum Selbstzweck erhebt, anstatt die „Wirtschaft als angewandte Ethik“, als Mittel zum Zweck der Gestaltung einer menschenwürdigen Gesellschaft zu begreifen. „Die Reichen fahren spazieren und schwelgen in ihren Palästen. […] Wo bleibt der Mehrwert, der alle wohlhabend machen sollte? Wo bleibt […] die Menschlichkeit? […] Es ist glatter Schwindel, Sozialisierung zu nennen, was simple Fiskalisierung ist.“ Offen prangerte Rathenau die soziale Ungerechtigkeit seiner Zeit an und forderte „Demokratie!“. Wenn ich die Geschichte von Walther Rathenau höre, frage ich mich: Wie könnte ein dritter Weg aussehen? Kann man seine Begriffe und Bilder auf neue, modernere und zukunftsfähige Bilder und Vorstellungen übertragen? Seine Überzeugung war es, „daß Staat, Wirtschaft und Gesellschaft des Untergangs wert sind, wenn sie nichts andres bedeuten als Gleichgewichtszustände gezügelter Interessen“.
Was bedeutet das für uns angesichts von Klimawandel und einer Globalisierung, die mit einer immer stärker werdenden Kluft zwischen Arm und Reich verbunden ist? Können wir von Rathenau lernen, die Dinge neu zu sehen? Sind seine Forderungen heute wieder aktuell? Rathenau erkannte die Bedeutung von Marktregularien für die Gesamtwirtschaft und dass privates Profitstreben dem Allgemeininteresse untergeordnet sein sollte. Sind seine Forderungen nach Sozialpflichtigkeit des Eigentums nicht an uns alle gerichtet? Können wir von ihm lernen, Ressourcen für ein gutes Leben einzusetzen und nicht zu verbrauchen, koste es, was es wolle?
Sich das Welterbe zu eigen machenDie Welterberegion Anhalt- Wittenberg ist voll von Geschichte und Geschichten. Das Wörlitzer Gartenreich steht für die Haltung der Aufklärer, getragen von Toleranz und der Überzeugung des gleichberechtigten Nebeneinanders unterschiedlicher Glaubens- und Denkweisen. Dafür standen aufrechte Menschen wie der Vater von Dieter Hallervorden, als die Nazis das jüdische Bad in Wörlitz, ein Zeichen der Emanzipation der Juden, abbrennen wollten. Dafür gab ein deutscher Diplomat, Friedrich-Werner Graf von der Schulenburg, ein Kemberger, sein Leben, weil er Stauffenberg beim Attentat auf Hitler unterstützte. Zu den Aufrechten gehören, klar – Luther und Melanchthon, sie gehören für mich zu den größten Revolutionären, weil sie Grundsteine für die heutige moderne Welt legten. So wie unsere Region enthält jede Region Geschichten. Sie erzählen uns von den Dingen, die uns im Alltag umgeben. Als Geograph weiß ich: Die Orte, deren Botschaften ich lesen kann, erzählen mir etwas darüber, was für Menschen wir sind. Sie erzählen uns, woher wir kommen, denn dies wird nicht allein in den Schulen gelehrt. Jeder von uns lernt das, weil unser Gehirn ständig Informationen sammelt und sie zu einer „inneren Weltkarte“ verwebt. Manche Orte sind durch Geschichten emotional markiert. Der Raum, der uns umgibt, erzählt uns etwas über uns selbst. Er enthält den eigentlichen Lehrplan, der unser Denken und Selbstverständnis prägt. Es sind diese Geschichten, die unsere Vorstellung über das Leben grundlegend und dauerhaft lenken, über das, was möglich oder unmöglich ist, auch für mich selbst. Wege und Straßen führen mich zu Menschen und Aktivitäten, sodass soziale Beziehungen entstehen, ich mich einbette in ein Gefüge der örtlichen Gesellschaft. Größe und Charakter der Häuser, aber auch Grünanlagen, Parks und Landschaftsnutzung informieren mich über die Aktivitäten von Vorfahren und Mitmenschen. Aus Geschichten Zukunft zu machen, heißt für mich, die Welt durch die Brille der Möglichkeiten zu betrachten. Eine Chance liegt darin, dass unsere täglich gelernten Wirklichkeiten „verwischen“. Unsere Ideen verändern sich, weil das Leben immer wieder neue Bilder in uns webt. Zukunft entsteht dabei in den „Zwischenräumen“, in denen Vernunft und Emotionen aktiviert werden, Kreativität geweckt wird und sich ein Sinn für und Freude an Ästhetik entwickeln kann. Dann geschieht es, dass wir tradierten Wirklichkeiten neue Möglichkeiten abringen, Hürden überwinden, Bekanntes praktisch verbessern und weiterentwickeln. Aus Geschichten Zukunft zu machen, heißt für mich, etwas aus meinem Leben und für eine gute Zukunft in meinem Lebensort zu machen, etwas, das nicht von vornherein angelegt ist.
Erstaunliche EntdeckungenMeinen Alltag, mein Dasein, erlebe ich in der Fortschreibung meiner eigenen „Erzählung“. Geschichten interessieren mich besonders dann, wenn sie irgendetwas mit mir zu tun haben. Seit ich auf Spurensuche nach den Ursprüngen unserer Region gehe, entdecke ich Erstaunliches. So hätte ich nicht gedacht, dass Martin Luther, Philipp Melanchthon, Moses Mendelssohn, Carl von Basedow oder Walther Rathenau Spuren in meinem Leben hinterlassen haben: Die Idee der Nachhaltigkeit geht schon auf die Reformationszeit zurück. Luther und Melanchthon übersetzten nicht nur die Bibel. Sie haben auch nach Wegen gesucht, wie die Ressource Wald, die Basis des damaligen Lebens, auch den nachfolgenden Generationen zu sichern sei. Hintergrund der Sorge der Reformatoren war, dass die Holzvorräte in der Region knapp geworden waren und dass die Menschen deshalb abwandern würden. Dies hätte den Niedergang der Stadt Wittenberg zur Folge haben können. Noch zu Lebzeiten der großen Reformer wurden richtungsweisende waldbauliche Regelwerke erlassen, die Einschränkungen der Waldbewirtschaftung enthalten und auch schon auf ökologische Nachhaltigkeit ausgerichtet waren. Die Dübener Heide, in der wir wohnen, zählt zu den Gebieten, in denen dann der nachhaltige Umgang mit der Natur erstmals Anwendung fand.
Selbstverständlich konzentrierten sich die Bemühungen der Reformatoren nicht nur auf die Sicherung von materiellen Ressourcen. Ihr Wirken war ein Ringen um eine Erneuerung der Herzenshaltung und des Denkens, weil sie darin den Schlüssel für Veränderungen sahen. Das aber viele Fürsten und Obere ihre Verantwortung für morgen und künftige Generationen nicht wahrnahmen, erzürnte Martin Luther. Mit klaren Worten prangerte er dies als unmenschliche Bosheit an, forderte verantwortliches Handeln und eine Schulbildung ein. So wetterte er: „wenn man nicht weiter denkt als so: Wir wollen jetzt regieren, was geht's uns an, wie es denen gehen werde, die nach uns kommen? Nicht über Menschen, sondern über Säue und Hunde sollten solche Leute regieren, die im Regiment nicht mehr als ihren Nutzen oder Ehre suchen.“ Ich finde die schon irgendwie irre cool, die zwei Typen, die hatten Mut, dachten ganzheitlich und legten nicht nur ein Fundament für unsere gesellschaftlichen Werte, sie schufen die Standards unserer Volksbildung, setzten gleiche Bildungsrechte für Jungen und Mädchen durch und hatten ein Verständnis von Arbeit, die nicht allein dem materiellen Profit dient, sondern eine Berufung ist, in Verantwortung gegenüber Gott und den Menschen. Hier bei uns steht also quasi die „Wiege der Nachhaltigkeit“, erstaunlich.
MulticachesUm darüber miteinander ins Gespräch zu kommen, entwickeln und proben wir das schon mal im Kleinen mit Multicaches am Lutherweg, die uns als Denkstellen dienen. Eine unserer Ideen ist es, mit Geocaching unterschiedliche Orte der Region thematisch zu verbinden und inhaltlich zu verflechten. Entstehen soll ein langfristig nutzbares Bildungsangebot zum Thema Nachhaltigkeit. Bisher entdeckt haben wir Erstaunliches, denn unsere heutige Welt, unser Denken und unsere modernen Technologien sind ohne die geistigen Vorleistungen und Innovationen genialer Denker, Forscher und Erfinder aus der Welterberegion kaum vorstellbar. Was wäre Hollywood ohne den Farbfilm aus Wolfen? Kein Braunkohletagebau ist denkbar ohne Schaufelradbagger, den ersten gab’s hier in Bergwitz. Wie sähe unsere Welt aus ohne Kunstdünger aus Piesteritz und Kunststoffe aus Bitterfeld?
Haben die Mediziner in Wittenberg wirklich den ersten Kaiserschnitt in Deutschland durchgeführt? Wurden hier tatsächlich die Grundlagen der Akustik und des Internets entwickelt? Erstaunlich – in gleicher Weise, wie die Leistungen der Wittenberger und Dessauer Reformer unsere moderne Kultur und Bildung prägten, so veränderten und gestalteten Dessauer Ingenieure und Architekten unsere moderne Welt. Die Architektur und Kunst, Technik und Design sind weltweit vom Bauhaus Dessau beeinflusst worden; kaum ein Fortschritt in der Großchemie, an dem einst Bitterfelder Forscher nicht zumindest Anteil hatten. Alle diese Orte stehen für leidenschaftliches Engagement und das Ringen um eine klare ethische Positionierung, aber ebenso für ökologisch desaströse Folgen eines fatalen Fortschrittglaubens. Das Bild von Bitterfeld als schmutzigste Stadt Europas stimmt schon lange nicht mehr. Eine Seenlandschaft, eine attraktive Kulturlandschaft ist entstanden. Das stimmt zuversichtlich. Wie aber werden wir morgen leben? Werden unsere Werte auch in Zukunft noch tragen? Wie gelingt ein ganzheitliches Denken und Handeln mit „Herz und Verstand“?
Auf unserer Spurensuche sind wir in Wörlitz auf die Dessauer Reformer gestoßen und auf ihre Sehnsucht nach einem sinnerfüllten Leben in einer menschenwürdigen Zukunft. „Die Geschichte geschieht nicht von selbst, sie wird gemacht. Und daher sind wir auch für sie verantwortlich.“ Dabei haben sie einen interessanten „dritten Weg“ praktiziert: Sie haben die Landschaft neu als Bildungsinstrument verstanden, als Ort der Produktion, der Bewusstseinsbildung und des Wissens. Das Dessau-Wörlitzer Gartenreich ist nicht einfach nur ein Park. Die gesamte Anlage verkörpert die Idee der ganzheitlichen Gestaltung unserer Welt, wo man das Schöne mit dem Nützlichen verband. Hier war das Paradies, nach dem sich die Menschheit um 1800 sehnte, in einer von Identitätsverlust, Werteverfall, Orientierungslosigkeit, aufkommendem Aberglauben und wirtschaftlichem Niedergang sowie sozialem Verfall geprägten Zeit. Wörlitz ist Ausdruck der Erkenntnis, dass zukunftsweisende Ideen als Modelle im Raum Gestalt annehmen müssen, denn erst dann werden sie für die Menschen zu glaubhaften Alternativen. Die Dessauer Reformer sahen die Menschen als die zentrale Quelle der Entwicklung. Ihre Fähigkeiten, die Werte, mit denen sich die Menschen identifizieren, und das Bild, das Menschen von sich selbst haben, sahen sie als Grundlagen für eine gelingende Zukunft. Sie wussten, dass Menschen Zukunftsbilder brauchen, die sie inspirieren, die Bedürfnisse wecken, nach denen sie gemeinsam streben können.
Senfmühle LubastÜberraschende Geschichten haben wir auch in unserer direkten Umgebung entdeckt: Als wir im Frühjahr 2015 einen großen Baum neben der ehemaligen Senfmühle fällen mussten, kam etwas Ungewöhnliches zum Vorschein, das alte Göpelwerk. Bis dahin hatten wir nur davon gehört, es gab aber keinen konkreten Hinweis auf die Existenz der Lubaster Senfmühle. Inspiriert durch den Fund, fragten wir im Dorf nach der alten Scheune im Wald und hörten die Geschichte von Carl Georg Pfeil und seinem Garten, die fast vergessen war. Pfeil, ein junger Kaufmann aus Lubast, sah seine große Chance im Kauf des völlig „wertlosen“ Flurstücks eines pleitegegangenen Sägemüllers. Der Müller hatte auf der Fläche sämtlichen schlagbaren Wald abholzen und nicht wieder aufforsten lassen. Pfeil ging ungewöhnliche Wege, um seine Idee umzusetzen. Mit Weitblick und Phantasie fügte er viele kleine Bausteine zu einem Mischkultur-Betriebskonzept. Er schuf einen sonderbaren „Waldgarten“.
Er nahm Aufforstungen vor und pflanzte dazwischen Naturhecken mit Beerenobst. Auf den Waldwiesen pflanzte er Obstbäume und betrieb dort zugleich Senfanbau. Darüber hinaus legte er die ersten Spargelbeete in Kemberg an. So etwas hatte es hier noch nie gegeben. Um 1864 erbaute er dann am Waldrand eine Scheune mit einer Einlagerungsmöglichkeit für Kernobst. Die Pferde, die Pfeils Ackerpflug und Erntewagen zogen, wurden auch vor den Göpel gespannt, der über ein Gestänge im Boden die Senfmühle antrieb. Der Kreislauf war geschlossen. Im Waldgarten an der Lubaster Senfmühle produzierte er Spargel, er veredelte Säfte, Essig, Senf und Öle und vermarktete seine Produkte von Kemberg aus in die ganze Region bis nach Leipzig. Sechzig Jahre haben er und seine Familie davon gelebt. Der junge Kemberger hatte sein Glück gemacht durch ungewöhnliche Ideen und seinen Mut, Neues zu wagen, dort wo scheinbar nichts mehr ging. Kann uns das Handeln und Wirken des Kemberger Landwirtschaftspioniers Orientierung bieten, uns zu neuen Wegen der Inwertsetzung inspirieren? Durch den Pferdegöpel, einst das Bindeglied in Pfeils regionaler Wertschöpfungskette, kommen wir mit unseren Nachbarn und Gästen über nachhaltige Technologien ins Gespräch. Einige hier tun bereits merkwürdige Dinge: Sie bauen eine „Aquaponic-Anlage“ oder „treiben“ Bienen auf die „Weide“, um Bienenvölker zu vermehren statt Honig zu ernten, und setzen damit dem Bienensterben etwas entgegen. ...Die kommen aus der Stadt und wollen auf dem hier Lande neue Lebensalternativen ausprobieren…und davon noch leben………..???!!! ...Wie geht denn so was………..? … geht auf Land doch was?!!!
Reisen bildetNun gehen wir bald auf unsere erste gemeinsame Reise, um an authentischen Schauplätzen der Vergangenheit über die Zukunft ins Gespräch zu kommen. Dabei probieren wir das erste Mal im Kleinen, mit Multicaches die unterschiedlichen Orte inhaltlich zu verflechten, an erfolgreiches „Altes“ anzubinden, und wollen mit den Bürgern über die Gestaltungsmöglichkeiten, die uns der heutige gesellschaftliche Wandel bietet, ins Gespräch kommen. Wandel mit Geschichten wirksam zu gestalten, bedeutet, nach lebendigen Bildern und nach pfiffigen Anekdoten zu suchen, die zu neuen Ideen anregen, die aufzeigen, in welche Richtung es gehen sollte und in welche nicht. Gute Storys, die Mut machen und Energie freisetzen, können dann wie ein „gutartiger Virus“ wirken, der sich schnell verbreitet. Geschichten des Wandels sind wirksam, weil sie uns im Gedächtnis bleiben. Sie berühren uns und haben „Seele“, sie handeln von Leben und Tod, von Ankunft und Abschied, Liebe und Hass, Gut und Böse, Aufbruch und Entdeckung, Geborgenheit und Furcht, Wahrheit und Lüge, Stärke und Schwäche, Treue und Betrug, Weisheit und Dummheit, Hoffnung und Verzweiflung, von menschlicher Größe und von Versagen. Sie können wirksame Werkzeuge sein, um Menschen in den Veränderungsprozess mitzunehmen. Geschichten des Wandels geben unserer Gegenwart einen neuen Sinn und unserer Zukunft eine neue Richtung.
Wir leben in Zeiten eines neuen Wandels, die auch Zeiten der Orientierungslosigkeit sind. Wir wissen, wir sollten neue Lebensstile leben, Appelle oder blutleere Zahlen und Fakten überzeugen und inspirieren uns aber wenig. Durch das Erzählen neuer Geschichten wollen wir alternative Wege beschreiten. Wir sehen darin die Chance, das Projekt Nachhaltigkeit – für viele Menschen heute immer noch ein reines Umweltprogramm – auch als eine Strategie zur Sicherung und Entwicklung individueller Freiheitsentfaltung und gemeinschaftlicher Lebensräume erkennbar zu machen. In diesem Sinn wollen wir durch Geschichte und Geschichten Zukunft gestalten. |
Luther und Melanchthon
Dübener Heide
Wittenberger Kasten
Erasmus Reinhold
Thomas Müntzer
Paul Gerhardt
Moses Mendelsohn
Ernst Florens Friedrich Chladni
Chladnische Klangfiguren
Luisium Dessau
Johann Bernhard Basedow
Johann Gottfried Galle
Planet Neptun
Ferropolis "Stadt aus Eisen"
Walther Rathenau
Hans Hallervorden
Bauhaus Dessau
Friedrich-Werner Graf von der Schulenburg
Junkers Ju 52/3m ("Tante Ju") |